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- aus der Praxis für die Praxis -

ZehnFürZehn

"Zehn für Zehn"

Zur Erläuterung dieses Tools, welches auch innerhalb unserer Trainings Anwendung findet, laden wir sie auf einen gedanklichen Nachtdienst in der Klinik "FarFarAway"ein:
Tina ist routinierte Fachkrankenpflegerin und arbeitet den 5. Spätdienst in Folge auf der Intensivstation. Es herrscht rege Betriebsamkeit, alle Betten sind belegt. Der Personalschlüssel knapp. Die Situation ist angespannt.

Es blinkt hier, es piept dort, die meisten Alarme werden gar nicht mehr wahrgenommen. Doch plötzlich ertönt ein schriller Ton.... Reanimationsalarm... Der Patient auf Zimmer 8 erleidet einen plötzlichen Herzstillstand und das Reanimationsteam eilt herbei: Monitore blinken, Alarmtöne piepen, Rufe und Schritte schallen über den Flur, alle eilen zur Hilfe, doch die Abläufe wirken unkoordiniert.

Tina ergreift die Initiative und sagt: "Stopp. Hört mal kurz her, lasst uns ein schnelles 10 für 10 machen und die Aufgaben strukturieren! Peer, du führst währenddessen die Thoraxkompression bitte weiter!" Sofort tritt Ruhe ein, alle schauen zu ihr rüber und sie hat die Aufmerksamkeit. 

Tina atmet kurz durch und fährt fort: "Ihr beide wechselt euch bei der Herzdruckmassage ab und kümmert euch um EKG/Defi" sagt sie zu den Pflegekräften. "Ich kümmere mich um den Atemweg," ergänzt der Anästhesist. "Ich dokumentiere alles und achte auf den Algorhythmus," meldet sich die Notfallsanitäterauszubildende, die kürzlich einen ACLS-Kurs absolviert hat.

Tina zeigt Führungsverantwortung und formuliert klare Prioritäten: "Gut, als erstes bereiten wir die Defibrillation vor, dann sichern wir den erweiterten Atemweg, dann die Medikamente. Weiß jeder was er zu tun hat? Habe ich etwas vergessen?"

Mit neuer Struktur und klarem Fokus läuft die Reanimation effizient ab. 10 Sekunden haben gereicht um die nächsten 10 Minuten zu strukturieren. Nach wenigen Minuten schlägt das Herz des Patienten wieder. Das Team atmet auf – dank des Team-Timeouts wurde Chaos in geordnete Zusammenarbeit überführt, und das Leben des Patienten konnte gerettet werden.

Die Moral von der Geschichte: Ein kurzer Moment der Klarheit kann den entscheidenden Unterschied machen – "Zehn für Zehn" optimiert nicht nur die Teamarbeit, es rettet Leben!

„Zehn für Zehn“: Ein effektives Tool aus unserem "Werkzeugkasten" um in Stresssituationen durch strukturierte Selbstführung handlungsfähig zu sein

Im Kontext der medizinischen Versorgung, insbesondere in akuten oder stressbelasteten Situationen, ist schnelles und dennoch überlegtes Handeln essenziell. Das Tool „Zehn für Zehn“ bietet eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, um in solchen Momenten einen klaren Kopf zu bewahren und Ressourcen effektiv zu nutzen.

Was ist „Zehn für Zehn“?

„Zehn für Zehn“ ist eine kognitive Strategie, die darauf abzielt, durch eine kurze Unterbrechung von nur 10 Sekunden die Situation bewusst zu analysieren und die nächsten Schritte für die kommenden 10 Minuten zu organisieren. Ziel ist es, Chaos zu vermeiden, die Übersicht zu behalten und alle verfügbaren Ressourcen zielgerichtet einzusetzen.

Die 4 Kernschritte von „Zehn für Zehn“:

  1. Pausieren (10 Sekunden innehalten):
    In einer stressigen oder unübersichtlichen Situation werden (fast alle) Tätigkeit für einen kurzen Moment gestoppt. Diese bewusste Unterbrechung dient dazu, impulsives Handeln zu verhindern und Raum für strategisches Denken zu schaffen.

  2. Evaluieren (die Situation analysieren):
    Eine schnelle, aber präzise Einschätzung der aktuellen Lage erfolgt:

    • "Treat first, what kills first"
  3. Antizipieren (Schritte vorausschauen):
    Nach der Analyse wird überlegt, welche Maßnahmen kurzfristig die größte Wirkung erzielen. Dabei werden mögliche Risiken und die Dynamik der Situation berücksichtigt.

  4. Organisieren (Ressourcen für 10 Minuten strukturieren):
    Basierend auf der Analyse werden die verfügbaren Ressourcen – Personal, Material, Zeit – optimal eingesetzt, um die nächsten 10 Minuten effizient und effektiv zu gestalten. Klare Anweisungen und eine offene Kommunikation sind hier entscheidend. Alle sollen das gemeinsame Ziel vor Augen haben.

Vorteile im medizinischen Teamtraining

Im Rahmen medizinischer Teamtrainings kann das „Zehn für Zehn“-Tool eingesetzt werden, um folgende Kompetenzen zu stärken:

  • Situationsbewusstsein (Situational Awareness): Teams lernen, relevante Informationen schnell zu erfassen und zu priorisieren.
  • Kommunikation und Koordination: Die Methode fördert klar strukturierte Anweisungen und reduziert Missverständnisse.
  • Stressmanagement: Die bewusste Pause unterstützt das Team dabei, auch in hektischen Situationen Ruhe zu bewahren.
  • Fehlervermeidung: Durch die strukturierte Planung werden spontane, unüberlegte Handlungen minimiert.

Anwendung im Klinikalltag

Das Tool eignet sich besonders für Teams in hochdynamischen Arbeitsbereichen wie der Notaufnahme, dem OP oder der Intensivmedizin. Regelmäßige Übungen im Rahmen von Teamtrainings, Simulationen oder Fallbesprechungen, helfen dabei, die Methode zu verinnerlichen und routiniert anzuwenden.

Fazit

„Zehn für Zehn“ ist ein leicht zu erlernendes, aber äußerst effektives Instrument, das sowohl die Entscheidungsqualität als auch die Teamleistung in kritischen Momenten erheblich steigert. Es befähigt Teams dazu, trotz Zeitdruck und hohen Belastungen kontrolliert, effizient und sicher zu handeln – zum Wohl der Patienten und des gesamten Teams.